Les routes de France

 

 Orientierung und Orte

Die Straßen Frankreichs sind weiß, gelb oder rot. Zumindest auf den herrlichen Michelin-Karten, die so ein Eigenleben entfalten können, dass man annehmen mag, Frankreich sei nach ihnen als 3D-Modell im Maßstab 25.000 : 1 nachgebildet worden. Da fährt man, so nach dem Eindruck auf der Karte, über eine gelbe Straße und kurz hinter einer Kreuzung mit einer roten Straße biegt man links auf eine weiße Straße ab. So die Theorie, die ja angeblich grau ist. In Wirklichkeit sind hier aber die Straßen grau, was mangels Farbgebung wie in der Karte die Orientierung dann doch erschwert. 

In Epernay bin ich so baustellenbedingt mehrfach im Kreis gefahren, der als Umleitung für eine Baustelle im Zentrum angelegt war, aber es fehlten Schilder, um die richtige Weiterfahrt zu finden.

Die Ausschilderung bezieht sich natürlich auf einen nächsten oder einen übergeordneten Ort, dem man dann über Kilometer und aber Kilometer nachfährt, bis man an eine Kreuzung gerät, wo man dann zur Abwechslung auf einmal ganz andere Orte ausgeschildert hat. Das mag an einem Wechsel in ein anderes Departement liegen oder an verfeindeten Bürgermeistern oder was weiß ich, aber das macht die Orientierung dann vollends zum Abenteuer.

Weiße, gelbe und rote Straßen *
Weiße, gelbe und rote Straßen *

Als Mann fragt man natürlich niemals jemanden, auf solche Ideen kommen bekanntlich ja nur Frauen, also rechts anhalten und in der Karte nachsehen, welchem Ort man nun anhangen soll, da man ja nicht die ganze Geographie im Kopf haben kann. Wenn man Glück hat findet man sogar a) eine ordnungsgemäße Möglichkeit anzuhalten und b) den Ort, der nun alternativ angegeben ist. Wenn man kein Glück hat, steigert dies das Abenteuer und erfahrungsgemäß hapert es zumindest an einem der beiden Punkte.

Nun muss ich aber ehrlicherweise doch sagen, dass dies eigentlich nur für Nebenstrecken gilt, die ich aber so gerne fahre. Die Hauptstrecken sind durchweg ordentlich ausgeschildert, das erste Schild nach Paris steht von Aachen kommend auf der Autobahn schon weit vor Lüttich. Große Orte sind zudem grün unterlegt und dadurch besonders gut zu erkennen. Dazu gibt es noch ein ausgeklügeltes System von alternativen Strecken, um Hauptverbindungsstrecken zu entlasten, wobei diese Schilder auch farblich abgehoben und die Ortsnamen mit dem Zusatz „bis“ versehen sind, also z.B. „bis Paris“.

Schilder wie überall
Schilder wie überall

In der Tat führt die Straße bis Paris, „bis“ bedeutet hier aber, dass es sich eben um einen zweiten, alternativen Weg handelt. Zur Orientierung gibt es heutzutage nun auch Navigationsgeräte, von denen ich eins nutze, bei dem ich meine Spezialnebenstrecken unter Umgehung größerer Orte, die mich gerade nicht interessieren, minutiös am PC planen kann. Damit finde ich ohne Anhalten zum Blick in der Karte zwar meinen Weg, verliere aber dennoch die Orientierung: Man sieht nur immer einen kleinen Ausschnitt und weiß bei der Größe des Landes und bei Ausschluss größerer Orte bald nicht mehr genau, wo man größenordnungsmäßig überhaupt ist. Also hin und wieder doch wieder ein Blick in die Karte. „Aha, wir sind bald auf der Höhe von Bourges und haben das halbe Land geschafft“. 

 

Was nun die größeren Orte angeht, mag man diese um ihrer selbst oder einer Sehenswürdigkeit willen aufsuchen, das ist in Ordnung. Will man aber nur weiter durchkommen, sind sie eigentlich nur ein Hindernis. Inzwischen gibt es oft Umgehungsstraßen, ansonsten muss man sich durch hässliche, ob ihrer Riesenreklamen amerikanisch anmutenden, endlosen Gewerbegebiete kämpfen, die ich so hasse, wie ich Frankreich ansonsten liebe.  

Bis Paris
Bis Paris

Sympathisch sind mir dagegen die kleinen Orte, die eigentlich nichts Besonderes zu bieten haben, aber doch auf sich aufmerksam machen wollen mit Schildern wie „Ville de X, ses hôtels, ses restaurants, son commerce, son camping, sa piscine...“, als müsse man bei jeder doch eigentlich relativ belanglosen Nennung einen Entzückensschrei ausstoßen: “Oh, oui, ses hôtels...“ und die Augen verdrehen.

Nun ja bei der Weite des Landes ist auch ein kleiner Ort, der hier unbedeutend und ohne große Infrastruktur wäre, ein veritables Zentrum, wo sich alles für das alltägliche Leben finden lässt. Aber dazu muss man auch die Zeiten beachten. Die Restaurantküchen sind nur mittags so von zwölf bis zwei Uhr und abends wieder so ab halb acht geöffnet. Zu diesen Zeiten ist dann aber alles andere wiederum geschlossen auch, für den Autofahrer wichtig, die Tankstellen, die in ihrer rudimentärsten Form auch heute noch nur aus einer Zapfsäule an der Bordsteinkante bestehen können. Also aufgepasst!

Auf dem Land muss man unter Umständen sehr weit fahren, ehe man auf eine Tankstelle trifft und die hat dann gerade geschlossen, weil Mittagessenszeit ist oder gar Wochenende, wo erst gar nicht geöffnet wird! Ich bin da schon in Kalamitäten gekommen und rate wirklich dringend frühzeitig nachzutanken. Es muss nicht so kommen, aber es kann durchaus so kommen!  

 

 

Solche und solche Straßen

  

Was nun die Straßenfarben in der Michelinkarte besagen ist deren Klassifizierung in Nationalstrassen (N), Departementstraßen (D) und kommunale Straßen (C). Die Nationalstrassen sind die befahrensten und werden auch gerne vom Schwerlastverkehr benutzt, um Autobahngebühren zu sparen. Mit steigender Nummerierung nimmt aber in der Regel auch der Verkehr dann doch ab. Dafür kann man aber auch stark befahrene Departementstraßen finden, ja sogar welche, die autobahnähnlich mit vier Spuren ausgebaut sind. Das kann natürlich auch auf Nationalstraßen zutreffen.

Die Geschwindigkeiten sind dabei meist auf 110 km/h begrenzt. Eine besondere französische Spezialität sind die dreispurigen Nationalstraßen, außen je eine Spur in jede Richtung und in der Mitte eine gemeinsame Überholspur, damit es dann auch besonders kracht, wenn gerade aus jeder Richtung jemand überholt. Früher vor den Autobahnen waren diese Straßen das Rückgrat des französischen Straßenverkehrs auf dem sich so auch der ganze Touristenverkehr nach Spanien abwickelte.

 Inzwischen hat man die mittlere Überholspur meistens entschärft, in dem sie abschnittsweise immer nur in eine Fahrtrichtung zugelassen ist. Auch findet man schon einmal gerne auf verkehrsreichen, zweispurigen Straßen in Abständen kurze Überholabschnitte, auf die dann schon Kilometer vorher hingewiesen wird, damit man sich etwa hinter einem lahmen Laster oder Campingbus nicht ungeduldig auf ein riskantes Überholmanöver einlässt, sondern dann doch die baldige sichere Überholmöglichkeit abwartet. 

Was ein kleiner Ort nicht alles zu bieten hat
Was ein kleiner Ort nicht alles zu bieten hat

Das antiverkehrsicherheitstechnische, aber auch landschaftsbildnerische I-Tüpfelchen, sind dann noch die Chausseebäume, wie wir sie in den herrlichen Platanenalleen des Südens finden. Ein Genuss, als führe man durch eine unendlich lange gotische Kathedrale wobei Optik wie Gefährdung durch keinerlei Leitplanken getrübt sind...

Die Nebenstraßen sind sehr ambivalent. Es gibt gut ausgebaute, auf denen man schnell vorankommen kann, sowie alle Abstufungen bis hinunter zu Wegen und Pisten, die hier wohl verboten wären zu befahren. Gerade in bergigen Gegenden, mit denen Frankreich reich gesegnet ist und die von besonderem touristischen Reiz sind können sie sehr kurvenreich, unübersichtlich und eng werden, so eng, dass keine zwei Fahrzeuge aneinander vorbeipassen und man auf Ausweichmöglichkeiten angewiesen ist, bis zu denen man gegebenenfalls nochmals rückwärtsfahren muss. Spannend ist es dann vor Kurven, wenn man nicht weiß, ob jemand entgegenkommt, was man zwar stets annehmen muss, aber doch selten der Fall ist.

Platanenallee
Platanenallee

Oft trifft man kilometerlang auf kein anderes Fahrzeug und dann aber direkt auf ein paar hintereinander. Oder wenn man schon lange keinen Franzosen mehr gesehen hat, taucht plötzlich dann doch noch ein Holländer auf, was durchaus für den individuellen touristischen Pioniergeist dieses Volkes spricht. Lustig wird es auch, wenn man vor sich auf einen langsameren trifft -nein das muss nicht unbedingt der Holländer sein- den man überholen möchte. Entweder muss man auf einen etwas breiteren Straßenabschnitt warten, denn die Breite der Straße kann durchaus variieren, oder man ist darauf angewiesen, dass der Vordermann entweder höflich oder gereizt ob des dichten Auffahrens in einer seitlichen Bucht anhält, um einen passieren zu lassen. 

 

Vor Jahren entdeckte ich in den Pyrenäen in der Nähe des Canigou auf einer Karte eine Möglichkeit, einen Kamm von einem Tal ins andere zu überwinden, allerdings mit einem ausdrücklich als „schlecht“ eingestuftem Abschnitt. Aber ich wollte es wissen und schlechte Straßen war ich schon oft genug gefahren. Aber nicht eine so schlechte wie sie dann auch bald kam. Ich wäre gerne wieder zurückgefahren, wenn es überhaupt eine Wendmöglichkeit gegeben hätte. Gab es aber nicht, also dann noch mal ein Blick in die Karte, ob hier noch ein anderer Rat zu finden sei. Mitnichten: das einzige, was ich feststellen konnte war, dass der als „schlecht“ eingestufte Streckenabschnitt noch gar nicht angefangen hatte und noch vor uns lag. Es gab aber mangels Wendemöglichkeit nichts anderes als weiter. Der schlechte Abschnitt war dann doch noch insofern recht harmlos zu nehmen, da es die Möglichkeit gab, neben der steinübersäten Piste über eine passable Wiese zu fahren.

Auf jeden Fall touristisch schön war auch eine Fahrt durch die "Gorges de Galamus" von Norden her. Auch der Zustand der Straße war tadellos. Allerdings wurde die Straße sehr bald nur noch einspurig bei einer andauernden Abfolge von engen, unübersichtlichen Kurven. "Wenn hier einer entgegen kommt..." dachte ich noch, denn es gab überhaupt keine Ausweichmöglichkeit. Es kam aber wunderbarerweise keiner entgegen und mein Verdacht, dass es sich hier doch nur um eine Einbahnstraße handeln könne, die ich zufällig und unbemerkt in die richtige Richtung befuhr, verdichtete sich für mich zur Gewissheit. Nur belehrte mich dann letztlich doch ein Blick am Straßenende zurück, wo sich kein entsprechendes Schild befand, und in die Karte das dies ein Trugschluss war...

Piste in der Camargue
Piste in der Camargue
Kein Stahl sondern Holz und Stein
Kein Stahl sondern Holz und Stein

Nun muss man auch nicht meinen, eine enge Gebirgsstrecke sei immer abgesichert. Das ist durchaus nicht unbedingt der Fall, Offenbar gibt es in Frankreich keine Stahlleitplankenlobby. Neuerdings findet man zwar eine Art hölzerne Leitplanke in Form langer Rundstämme. Das passt dann ausgezeichnet ins Landschaftsbild, was aber diese Planken wirklich abhalten und taugen, weiß ich nicht. Ansonsten muss es althergebracht ein niedriges Mäuerchen oder Mauerpfeiler mit Stahlrohren als Geländer verbunden tun, ebenfalls mit zweifelhaftem Nutzen.

So ist es dann auch eigentlich nur konsequent, gleich auf jegliche Sicherung zu verzichten, wie z. B. – zumindest noch vor Jahren- auf der Küstenstraße in Korsika. Eine Bekannte gab mir seinerzeit den durchaus potenziell lebensrettenden Rat, die Insel im Uhrzeigersinn zu umkreisen, da man dann stets die Bergseite neben sich hat und sich allenfalls „nur“ die Seite aufschrammt und nicht gleich den ganzen Abhang zum Meer hinabstürzt.

Schlucht am Tarn
Schlucht am Tarn

Eine französische Spezialität, wohl nicht zuletzt wegen der oben beschriebenen Zustände, ist auch ein augenscheinlich willkürlicher Straßenausbau. War die Straße eben noch eng und kurvenreich, kommt plötzlich und unvermittelt ein bestens ausgebauter Abschnitt, um ebenso abrupt wieder zu enden und umgekehrt. Zu dieser Spezialität gehört es auch fallweise enge Kurven durch weite Radien oder einen S-förmigen Verlauf durch einen geraden Durchstoß zu ersetzen, so dass das S zum $ wird. Die abgeschnittenen Reste dienen dann oft mit Bänken ausgestattet als Rastplatz, auf die man natürlich nur dann nicht stößt, wenn man gerade einen braucht.

Hinter einem solchen willkürlichen abschnittsweisen Ausbau ist eigentlich kein Plan zu erkennen, so dass man fast annehmen könnte, dass einfach ein Bulldozerfahrer gefolgt von einem Asphaltiertrupp losgeschickt wird, um nach Gutdünken und Lust und Laune hier und da zur Abkürzung eine neue Bresche zu schlagen.

 

Ein solches praktisches Improvisationsverhalten zeigt sich aber oft auch bei einem vierspurigem Ausbau von Straßen: Man belässt einfach die bestehende Straße mitsamt ihren Bäumen und baut daneben mehr oder weniger parallel eine zweite neue und nimmt die alte für die eine Richtung und die neuen für die andere (z.B. der Autobahnabschnitt Rethel-Reims). Dabei kann es auch durchaus topografiebedingt zu Überschneidungen kommen, so dass die neue Trasse über die alte führt und die Gegenrichtung auf einmal rechts rollt oder die Fahrbahnen an Berghängen in unterschiedlichen Höhen versetzte sind. 

Die neue Trasse schneidet die alte Kurve ab
Die neue Trasse schneidet die alte Kurve ab

Nun leidet das französische Straßennetz an einer fürchterlichen Krankheit gleich wildwucherndem Krebs: den Kreiseln, „rond point“ oder „giratoire“ genannt. Der größte und bekannteste steht natürlich in Paris, nämlich der „Place de l’Etoile“ mit seinen 12 Straßeneinmündungen. Und hier zeigt sich auch sein Vermögen, den Verkehr souverän und wie von allein zu regulieren, wenn man als Autofahrer nur nicht zu zaghaft ist, sondern mit Aufmerksamkeit und Zielstrebigkeit mit den anderen mithält.

 

Was soll aber ein Kreisel an einer Dorfeinfahrt, wo allenfalls ein Weg zu einem Misthaufen abzweigt? Ganz einfach: als unnötiges Alibi die zügige Einfahrt ins Dorf abrupt durch die so erzwungene rechts-links-rechts Kombination abbremsen. Und mit dieser regulierenden, abbremsenden Eigenschaft haben sich vom „Place de l’Etoile“ aus die Kreisel über das ganze Land ausgebreitet, so dass man -insbesondere im Zuge von Umgehungsstraßen weit im Grünen um die Orte herum, von denen man dann nichts mehr sieht- den Eindruck haben kann, ganz Frankreich bestünde nur aus einer Abfolge von Kreiseln in unterschiedlicher Distanz und sonst gar nichts. 

Giratoire Nr. 1: Place de l'étoile
Giratoire Nr. 1: Place de l'étoile

Inzwischen hat die Kreiselkrebswucherung nun auch auf andere Länder übergegriffen. Nun haben diese Kreisel doch noch den Vorteil, dass man, wenn man wie oben geschildert nicht mehr weiter weiß, erst einmal in Ruhe ein paar Runden drehen kann, ehe man sich dann doch für einen Abzweig entscheidet. Und noch eine Funktion haben diese Kreisel: sie sind Objekt aufwändigster und skurrilster Gestaltung. Nein, eine einfache runde Wiese mit ein paar Sträuchern oder Blumen tut es noch lange nicht. Da werden ganze Landschaften gestaltet, Brunnen installiert, Objekte aufgestellt und die aberwitzigsten Ideen umgesetzt, als gälte es, einen landesweiten Wettbewerb mit Abstand zu gewinnen. Da kann man sich leicht vorstellen, dass ein Dorf auch nur deshalb einen Kreisel baut, um den des Nachbarortes zu übertreffen. Ein Dutzend Dorfkreisel hat so mehr zu bieten als hierzulande ganze Bundesgartenschauen.  

Dabei ist Blumenschmuck schon immer beliebt, wie die Schilder „Village fleuri“ an zahlreichen Ortseinfahrten zeigen. Im Sommer, wenn an Laternen Blumenampeln hängen oder Brückengeländer voll Blumenkästen strotzen, sind diese Schilder eigentlich nicht nötig, da man ja die Blumenpracht unmittelbar genießen kann. Sinn machen diese Schilder eigentlich erst im Winter, wenn sie vermitteln, dass man sich den Ort, jahreszeitlich bedingt jeder Blumenpracht beraubt, eigentlich in voller Blüte und Blumenpracht vorzustellen hat.

Da ist es umgekehrt schon einfacher, sich im Sommer die weihnachtliche Prachtbeleuchtung vorzustellen, da diese meist der Einfachheit halber das ganze Jahr über hängen bleibt und, seien wir ehrlich, wie schnell ist ein Jahr um und wieder Weihnachten! Nur bedarf es angesichts ein paar mickriger glühbirnenbestückter Sterne oder ähnlichem schon sehr viel Phantasie, sich strahlenden weihnachtlichen Glanz auszumalen.

Nun ja, wenn es soweit ist, helfen ja auch ein paar Pastis oder Rotwein, das ganze schon mal doppelt zu sehen, auch wenn es dann auch immer noch nicht im Entferntesten mit dem weihnachtlichen Glanz der „Champs Elysées“ zu vergleichen ist. Hier wird dagegen auch die Beleuchtung wieder demontiert, wie ich es bereits gegen Ende Februar selber gesehen habe, obwohl es vom Arbeitsaufwand geringer und daher vernünftiger wäre, hier die Beleuchtung hängen zu lassen und in den Dörfern abzunehmen...  

 

Ansonsten sind die Franzosen im Straßenverkehr ausgesprochene Lichtmuffel. Scheinwerfer schalten sie zumindest in Ortschaften offenbar am liebsten überhaupt nicht und wenn, dann vorzugsweise nur das Standlicht an. Was ist das dann für einen Franzosen für ein Schock, wenn jemand wie in Skandinavien vorgeschrieben und hier auch vielfach empfohlen und von mir gerne befolgt, tagsüber bei hellem Sonnenschein mit eingeschalteten Scheinwerfern durch die Gegend fährt! Entgegenkommende Autos blinken auf und hupen, Passanten winken und man hat den Eindruck, dass sie am liebsten ins Auto gesprungen kämen, um das Licht wieder auszuschalten, was wiederum die Wirksamkeit des Fahrens mit Licht beweist.  

 

 

Autobahnen und Autos

 

Kreisel als Kunstwerk
Kreisel als Kunstwerk
Village fleuri
Village fleuri
Frohe, sommerliche Weihnacht
Frohe, sommerliche Weihnacht

Doch zurück zu den Straßen, einen Typ haben wir noch nicht besprochen, der allerdings auch –zumindest relativ- neu ist: die Autobahn. Ganz klar hat Frankreich (inzwischen) ein ziemlich dichtes Autobahnnetz, doch hat es das erst recht spät bekommen. In den sechziger Jahren , so erinnere ich mich noch von Urlaubsfahrten in den Süden, gab es von Luxemburg kommend nur ein Stück Autobahn um Metz herum und dann ging es weiter über die beschriebenen dreispurigen Nationalstrassen mitsamt sämtlicher Ortsdurchfahrten.

In Lyon ist diese fast erhalten geblieben: Von Süden über die Autobahn kommend ging diese als Uferstraße an der Rhône in das städtische Straßennetz über. Vor dem alten Hauptbahnhof Perrache wurde dann in dramatischer Weise die Autobahn scharf um 90° nach links abgeknickt und unter einem Parkhaus und Geschäftszentrum mit eigener Abfahrt weitergeführt zum Anschluss an das Autobahnstück im Norden. Damit war das berüchtigte Nadelöhr mit seiner Staugefahr mitten im Zentrum geschaffen. Heute gibt es mehrere Alternativen einer Umgehung. 

Der Knick von Lyon
Der Knick von Lyon

Nun war es auch ein Problem, ein Autobahnnetz praktisch aus dem Nichts heraus in kurzer Zeit aufzubauen. Dazu wurden Autobahngesellschaften zu Bau und Betrieb gegründet, die dafür Benutzungsgebühren (Péage) erheben und zwar in der Form, das es an jedem Anschluss eine Kasse gibt, an der man bei der Auffahrt ein Ticket zieht und bei der Abfahrt für das zurückgelegte Stück mit gestaffelten Preisen nach Fahrzeugtyp bezahlt und das kann sich läppern.

 

So wirkt sich die beabsichtigte „Entlastung“ des Straßennetzes auch anders herum aus, dass nämlich Laster die Autobahnen und damit die Gebühren meiden. In größeren Ballungsgebieten, wie etwa um Lyon oder Montpellier und natürlich um Paris herum, ist daher im näheren Einzugsgebiet der Metropolen die Gebührenpflicht aufgehoben. Vor diesen Städten gibt es dann, dem Verkehr zumindest versuchsweise zu entsprechen, enorm große Mautstationen mit –zig Kassen, an denen sich aber doch immer wieder Stauungen bilden, wobei man natürlich auch immer wieder in der falschen Schlange steht. Dazu kommt hinter diesen Städten dann wieder die nächste Mautstation, wo man dann wieder das nächste Ticket ziehen muss... 

Manchmal gibt es aber auch kleine Teilabschnitte von wenigen Kilometern, für die man zahlen muss, eher der nächste große Abschnitt beginnt. Um Nizza herum ist es (immer noch?) auf die Spitze getrieben, in dem es hintereinander etliche dieser kurzen Teilabschnitte gibt, wo man jeweils ein nur paar Cent oder Euros zahlen muss, um die aufzufangen es automatische Kassen mit großen Auffangkörben gibt, in die man den vorher angezeigten Betrag einwirft. Das Ganze kommt natürlich dem Sinn einer Autobahn zum schnellen Fortkommen wenig entgegen. 

Das Autobahnnetz 2000
Das Autobahnnetz 2000

Inzwischen sind die mit Personen besetzten Kassen mehr und mehr durch automatische ersetzt und auf den mit „CB“ (Carte bancaire) bezeichneten Spuren, meist mit geringerem Andrang, kann man mit Kreditkarte zahlen. Ansonsten gibt es noch die Télépéage „t“ für häufige Autobahnnutzung, die das entsprechend angemeldete und ausgerüstete Fahrzeug zur späteren Abrechnung automatisch erfasst, so dass die Teilnehmer an diesem System auf der dafür vorgesehen Spur ohne Zahlung durchfahren können. Lustig wird es , wenn man in der falschen Spur steht und zurück will oder sonst etwas nicht klappt und hinter einem hat sich inzwischen eine lange Schlange angesammelt...

Jede Anschlussstelle mit einer Mautstation zu versehen, bedeutet aber auch bei Automatisierung, immer noch einen logistischen Aufwand, mit Kassen oder Automaten, Schranken, Spuren usw., was zur Folge hat, dass es weitaus weniger Anschlussstellen als in Deutschland gibt und man von manchen Orten, die direkt an der Autobahn liegen, dennoch –zig Kilometer fahren muss, ehe man zur nächsten Auffahrt gelangt. Dazu kommt natürlich Frankreichs Größe und stellenweise dünne Besiedlung, die dies nochmals verschärfen.

 

In diesem Zusammenhang haben die Mautstationen aber auch wieder ihr Gutes: Sie unterbrechen die oft monotonen, stundenlangen Fahrten dann doch hin und wieder. Im Übrigen kann man die Autobahnen eigentlich nur loben. Das Netz, zu dem inzwischen auch einige längere kostenfreie Strecken gehören (z.B. Sedan - Reims oder in der Bretagne) ist inzwischen recht dicht, die Straßen sind gut ausgebaut (allerdings die Abfahrten oft sehr kurz) und der Verkehr ist vielmals nicht so dicht, ansonsten verfügt man auch gerne über 3 und mehr Spuren. 

Péage: Geld her
Péage: Geld her

Rasthäuser sind auf weniger befahren Strecken oft nur auf einer Seite, jedoch führen Brücken -entweder nur für Fußgänger oder auch für Fahrzeuge- von der Gegenseite hinüber. Die Parkplätze sind meist sehr gut ausgebaut, oft mit Picknickplätzen entlang verschlungener, geradezu idyllischer Wegeführung, und Toilettenanlagen mit vielfach futuristischem Aussehen sind Standard.

Besonderer Service ist auch ein eigener Verkehrsfunk in französischer und englischer Sprache. Die Frequenzen werden auf Schildern angezeigt. Es wird im Stil einer Frontberichterstattung live und spannend berichtet, wie z.B., dass bei dem Unfall da und da soeben der Hubschrauber gelandet sei und der Verkehr wieder fließen könne, sobald die Verletzen ausgeflogen seien. Auch große Anzeigetafeln sind hier von Nutzen, sei es auch nur, dass sie die Temperatur angeben, damit man im klimatisierten Wagen auch weiß, wie heiß es draußen im wirklichem Leben ist.

 In Urlaubsorten finden sich auch schon mal Hinweistafeln, auf denen vermerkt ist, welche Reisetage oder –zeiten man vermeiden soll, nur nützt dies wenig, wenn man Hotels oder Ferienwohnungen schon fest gebucht hat. Wirklich sehr nützlich ist die Internetseite www.bison-fute.equipement.gouv.fr. auf der aktuell über den Zustand und die Befahrbarkeit des französischen Straßennetzes (auch auf englisch) berichtet wird. 

Toiletten mit futuristischem Aussehen
Toiletten mit futuristischem Aussehen

Obwohl ich die Autobahnen normalerweise eher notgedrungen und meist nur abschnittsweise zu schnellerem Fortkommen benutze, muss eine aber auch wegen ihres touristischen Wertes gelobt werden, die zudem eine Alternative zu der stark befahrenen Rhôneautobahn darstellt: Die kostenfreie (!) A75 von Clermont- Ferrant zum Mittelmeer Richtung Béziers und Montpellier. Bei Issoire fährt man durch das enge Tal des Allier, steigt auf zu den Höhen der Auvergne, durchfährt den Regionalpark der „grands causses“ mit unvergleichlichen Ausblicken in eine weite, bergige Landschaft um dann hinter dem „Pas de l’Escalet“ in das Tal der Lergue, einem Nebenfluss des Hérault, zum Mittelmeer hinabzusteigen. 

Höhepunkt der Strecke ist aber- nachdem man zuvor schon am „Viaduct de Gabarit“, einer spektakulären Eisenbahnbrücke von Eiffel von 1888 vorbeigefahren ist- die Autobahnbrücke über das weite Tal des Tarn bei Millau, entworfen von dem Architekten Norman Forster. An sieben Pylonen mit harfenartigen Stahlseilen hängt die leicht geschwungene, 2,4 km lange und seinerzeit höchste Brücke der Welt. In ihrer grazilen Form und mit den Rhythmus der Stahlsaiten ist sie nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern darüber hinaus ein Kunstwerk in der Landschaft, dessen Überfahrt zu einem besonderen Erlebnis wird. Die Brückenmaut, die dafür erhoben wird, zahlt man dann bereitwillig. 

Die Brücke über den Tarn bei Millau
Die Brücke über den Tarn bei Millau

Während nun das Autobahnnetz ständig gewachsen ist, hat sich das Straßenbild, was die Fahrzeuge angeht, doch geändert: Es ist nicht mehr typisch französisch wie früher, sondern zum Zuge der Globalisierung international nivelliert. Die gelben Scheinwerferlichter, wenn auch bekanntlich nur ungern und spät eingeschaltet, sind durch weiße ersetzt. Der hier „Ente“ genannte „deux chevaux“ (= 2 x 10 PS) ist fast ausgestorben. Welch ein unprätentiöser aber für die Praxis gebauter Wagen, der früher das Straßenbild beherrschte! Hinter das Steuer gehörte etwa ein gewichtiger Bauer mit Baskenmütze, dessen Gewicht den Wagen nach vorne neigte, wenn ihn nicht umgekehrt eine schwere Last nach hinten neigte. Zudem neigte ihn die Federung in jeder Kurve stark in die Seite, so dass er praktisch also immer nach irgendwohin geneigt war. Vier Türen, Klappfenster und ein aufrollbares Dach waren kein Luxus, sondern durch und durch praktisch.

Der "deus chevaux"
Der "deus chevaux"

Etwas ähnliches erzielte nur noch Renault mit dem R 4. Für den, der mehr zu transportieren hatte, gab es noch einen Kastenwagen von Citroën mit platter Bulldoggenschnauze, ansonsten eben wirklich ein Kasten aus gewelltem Blech. 

Aber Citroën baute auch das Gegenteil, den reinen Luxus in Form des DS, ein Wagen von göttlicher Schönheit und Eleganz, wie es schon dem doppeldeutigen Name entsprach, denn DS klingt auf Französisch gleichlautend mit „Déesse“ und das bedeutet Göttin, wobei das Auto, „la voiture“, weiblich ist. So etwas konnte selbst Citroën bis heute nicht mehr erreichen. Das Lenkrad hatte nur eine Speiche, weniger geht wirklich nicht, und nachdem Citroën zuvor schon mit dem „Avant“ den ersten Frontantrieb gebaut hatte gab es hier als technische Neuerung die Hydropneumatik, eine Luftfederung, die beim Start erst einmal aufgepumpt, höchsten Fahrkomfort bietet.  

 

 

Der "Citroën traction avant"
Der "Citroën traction avant"

Verkehrsregeln und Parken 

  

Nun gibt es in Frankreich jetzt nicht nur die gleichen Autos wie überall, sondern natürlich auch die gleichen Verkehrsregeln und Verkehrsschilder wie überall. Theoretisch. Praktisch ist der, der am Fahren ist, in der Tat nun mal am Fahren und das gesteht man ihm auch schon mal gerne zu. So gewährt man praktischerweise die Vorfahrt, wenn man selber langsamer daherkommt und es nicht so eilig hat. Umgekehrt ist es normal, wenn man vor lauter Vorfahrtachten nicht vorankommt, sich in den fließenden Verkehr hinein zu tasten, bis einen jemand höflicherweise oder notgedrungen vorlässt. Dadurch passieren nicht mehr Unfälle, sondern im Gegenteil, man ist aufmerksamer und denkt verkehrsdynamisch mit, statt sich an starre Regeln zu halten. So funktioniert der Verkehr am Place de l’Etoile und so findet man auch nicht die deutsche Grabinschrift „Er hatte aber die Vorfahrt“. 

Natürlich gilt hier auch die Rechts-vor-links-Regelung, die gerade in kleine Orten gerne zur Entschleunigung des Duchgangsverkehrs angewandt wird. 

Oft kommt man aber auch daher, kein Zeichen weist auf die eigene Vorfahrt hin, schaut deshalb nach rechts, da dann ja die Vorfahrt von dort gilt, entdeckt da aber ein Halt- oder Stop-Zeichen für die Seitenstraße von hinten sowie dort weiße Balken auf der Fahrbahn und erkennt damit indirekt, dass man doch die Vorfahrt hat..

Vorfahrtsregelungen sind aber nun mal besonders wichtig und dafür gibt es ja auch Schilder. Aber was ist schon ein Schild? Der Franzose liebt seine Sprache, über die eigens eine Akademie wacht, und das geschriebene Wort. Ein Schild wie „Vorfahrt achten“ ist da zu banal und bedarf noch einer Inschrift wie: „Cédez le passage“, gewähren Sie die Vorfahrt oder noch schöner: „Vous n’avez pas la priorité“, Sie haben nicht die Vorfahrt, als ob man sie sonst immer hätte. Da hat man doch was, woran man sich erbauen kann.

Was ist schon ein Schild
Was ist schon ein Schild

Ein Parkverbotschild allein tut es dann auch nicht, nein darunter gehört noch ein Täfelchen, aber nicht etwa mit einem preußischen Verbot, sondern dem höflichen Hinweis „Stationnement gênant“, was kaum zu übersetzen ist: etwa Parken stört, belästigt, behindert, „geniert“, ja sogar: ist peinlich. Dazu gehört das Piktogramm eines Autos am Abschlepphaken, und mit diesem Dreiklang hofft man dann doch den Autofahrer zu erreichen.

Ansonsten darf man in weiß markierten Flächen unbegrenzt parken, eine zusätzliche Beschriftung "payant" bedeutet dann aber, dass man eine Parkuhr bedienen muss, in blau markierten Flächen darf man mit Parkscheibe parken, wobei die Dauer auf Schildern angegeben ist. Blaue Flächen mit entsprechendem Symbol sind für Behinderte reserviert.

Gelbe Markierungen oder Streifen bedeuten Parkverbot.

Schön ist, etwa bei Überholverboten oder Geschwindigkeitsbeschränkungen, der Zusatz „Rappel“, Erinnerung, damit man nicht meint, die Regelung würde automatisch nach einiger Entfernung oder Zeit ihre Gültigkeit verlieren. 

 

Ja Geschwindigkeit. Die hat schon Tati als „rapidité americaine“ fasziniert. Die Autos können nun mal schnell fahren und mit dem Auto kann man Zeit sparen, ergo fährt man auch schnell. Ich selber liebe zügiges Fahren, aber immer wieder rückt einer auf und überholt, der es noch schneller will, oft Handwerker oder Lieferanten in ihrem Kombis oder Kleintransportern.

Dagegen gibt es eben die Geschwindigkeitsbeschränkung, so etwa auf der engen, bergigen und kurvenreichen Straße von Fleury nach La Pagèze. Folgerichtig steht hier das Schild „70“. Toll und wie gut! Selbst bei meiner zügigen Fahrweise traue ich mich hier kaum „50“ zu fahren! 

Oh, la la
Oh, la la

Ein Schild ist, wie gesagt, nun mal nur ein Schild und der Franzose dadurch nicht so schnell zu beeindrucken. Nun will man seine Kinder aber auch nicht plattfahren lassen und behilft sich wieder mit literarischen Hinweisen wie „Soyez prudent pour nos enfants“, seien Sie vorsichtig wegen unserer Kinder. Nun ist damit wirklich nicht zu spaßen, aber ein Franzose auch nicht so schnell zu bremsen, also müssen andere, radikale Methoden her: der „ralentisseur“, eine Bodenschwelle, in Form von buckelartigen Aufpflasterungen oder Aufschüttungen quer zur Fahrbahn. Wenn Sie nichts ernstnehmen, nehmen Sie diese bitte in Hinblick auf die Unversehrtheit Ihres Fahrzeugs sowie aller seiner Insassen ernst: Wenn Sie nicht fast anhalten und langsam und vorsichtig erst mit der Vorderachse, dann mit der Hinterachse quasi ihren Wagen darüber heben, als würden Sie erst mit einem Bein und dann mit dem anderen vorsichtig über einen Zaun steigen, dann machen Sie das wirklich nur einmal, so praktisch und einfach ist hier wieder der Franzose.

Konterkariert wird dies dann wieder mit einer dichten Abfolge mehrere dieser Hubbel, was bedeutet: man kommt angerauscht, steigt in die Eisen, rollt langsam über das Hindernis, gibt dann wieder Vollgas, um danach wieder in die Eisen zu steigen und so fort. Kenntlich sind diese Hubbel manchmal auch an aufgemalten weißen Dreiecken und manchmal auch spaßt der Franzose auch und malt nur die Dreiecke, ohne noch groß einen Hubbel folgen zu lassen. Das merkt man aber erst später und man sollte sich nie darauf verlassen.

 

Verlassen können Sie sich aber auf die freundlicherweise angekündigte Radarkontrollkameras, sie folgen bald und so sicher wie das Amen in der Kirche. Ansonsten bedient man sich auch in Frankreich mit Blumenkübeln u. ä. auf der Fahrbahn oder dicken, farblichen Markierungen zur physischen und optischen Einschnürung des Jahre zuvor großzügig und teuer ausgebauten Straßenraumes, um den Verkehrsfluss wieder abzubremsen, wobei hier auch noch mal auf diese Eigenschaft der Giratoires verwiesen sei. 

Langsam über den "ralentisseur"
Langsam über den "ralentisseur"

Nach "langsam fahren" kommt nur noch "stehen", will hier heißen: parken. Spätestens hier fangen die wirklichen Probleme an. Das Autofahren in Paris hat mir immer Spaß gemacht, das Parken ist immer unmöglicher geworden. Früher konnte man sich als Ausländer noch unbekümmert hinstellen und ein etwaiges Protokoll mangels Strafverfolgung getrost wegwerfen. Diese herrlichen Zustände wurden mit Einführung der Radkralle beendet, die eine Weiterfahrt unterbindet, so dass man sich zuerst mal reuig bei der Polizei melden muss, um wieder gegen Strafgebühr befreit zu werden.

Etwa in St. Tropez gibt es eine andere Praxis: ein kommunales Abschleppfahrzeug das verbotswidrig parkende Fahrzeuge einfach per Kranarm auf seiner Ladefläche verfrachtet und damit abfährt, ein Schauspiel, das herrlich z.B. von der Terrasse des „Sénequier“ bei einem Pastis immer wieder zu beobachten ist.

 

Vor etlichen Jahre hatte ich einmal -wie alle andere unbekümmert jeden Verbots- hinter dem „Théatre de l’Odéon“ geparkt. Anderentags beim Frühstück in einem Café schräg gegenüber sah ich dort auf einmal einen Lastwagen vorfahren und mir dämmerte, dass das Tor, vor dem ich stand, der Bühneneingang war, zum dem nun neue Kulissen oder sonst was geliefert werden sollten. Um der Kultur nicht im Wege zu stehen, stand ich natürlich auf und wollte den Wagen wegsetzen, als ich sah, dass ein paar Bühnenarbeiter bereits dabei waren, meinen damaligen Citroën GS per Muskelkraft hinweg zu hieven. Da das Manöver fast beendet war, konnte ich beruhigt umgehend wieder umkehren: der Bühnenzugang war frei, die abendliche Aufführung gerettet und einen Parkplatz hatte ich immer noch, nur ein Stück daneben.

 

Nun heißt es immer wieder, man dürfe in Paris keine Handbremse anziehen und keinen Gang einlegen. So bleibt der Wagen rollfähig und zu enge Parklücken lassen sich durch Verschieben seiner Parknachbarn Stoßstange an Stoßstange im Vor- und Rückwärtsgang vergrößern. In der Tat habe ich das sogar auch ein einziges Mal gesehen, aber da die Straßen meist doch nicht eben sind (Montmartre!) ist dies noch lange keine Regel. Wenn heutzutage denn nun auf der Straße nichts zu finden ist, wobei es so schöne Regelungen von Parkverbot auf der einen oder anderen Straßenseite je nach geradem oder ungeradem Tag (bei mitternächtlichem Umstellen des Fahrzeugs?) gibt, so bleiben also nur die Parkhäuser. Was für ein schöner Name für die oft engen, aber wirklich engen Gebäude, die schweißtreibend vollkommenes Beherrschen des Fahrzeugs erfordern.

  

In Paris bin ich einmal nach langer Suche verzweifelt in den nächsten „parking“, eine Toreinfahrt inmitten einer Häuserzeile zu einer Tiefgarage gefahren, wobei die Einfahrt eher einer engen, mehrfach abgewinkelten Kellertreppe glich, die als Ausfahrt wirklich unmöglich zu befahren gewesen wäre. Der Grundriss der Tiefgarage glich auch eher dem einer verwinkelten Wohnung, was auch kein Wunder war, da sich das Ganze eben unter einer alten Häuserzeile befand, auf deren tragenden Wände die Parkplatzeinteilung ja nun auch Rücksicht nehmen musste. Nach einem Phantasiepreis für wenige Stunden kam aber noch das dicke Ende: Die Einfahrt, bei der schon ins Schwitzen gekommen war, entpuppte sich dann doch auch noch zugleich als Ausfahrt, von deren Schwierigkeitsgrad die verschrammten Wände nur allzu beredt Zeugnis ablegten aber die ich doch noch mit viel Gas und schleifender Kupplung meisterte. 

Ein "Knöllchen" in Paradeuniform
Ein "Knöllchen" in Paradeuniform
Auch eine Parkmöglichkeit
Auch eine Parkmöglichkeit
Tanken in Paris
Tanken in Paris

Ein anderes Mal habe ich auf einem Dorfplatz geparkt, auf dem zwar überall auf das Parkverbot am folgenden Tag wegen des Wochenmarktes hingewiesen wurde, nur nicht vor meinem Hotel, wo ich den Wagen dann also auch abstelle. Als ich am anderen Morgen in der Frühe aber Geräusche vernahm, die auf den Aufbau des Marktes hinwiesen, habe ich sicherheitshalber doch mal aus dem Fenster geschaut und siehe da, man war gerade dabei, meinen Wagen mit Ständen zu zubauen. Schnell lief ich runter, um den Wagen noch weg zu setzen, wozu nur noch eine kleine Lücke blieb. Nun darf man nicht meinen, die Marktleute hätten einen Stand auch nur einen Zentimeter beiseite geräumt, nein, das wäre zu nahe liegend gewesen. Statt dessen gab man sich aber unter großer Anteilnahme die größte Mühe, mich durch Winkzeichen aus der Falle zu manövrieren, wobei man mir abschließend augenzwinkernd versicherte, man hätte aber auch meinen Wagen auf dem Markt noch gewinnbringend verkaufen können... 

Parkverbot an Markttagen
Parkverbot an Markttagen

Auf Besichtigungstour von kleinen Dörfern auf dem Lande rate ich auch dringend dazu, wenn die Lage nicht überschaubar ist, die ausgewiesenen Parkplätze außerhalb aufzusuchen, was selbst ich mir angewöhnt habe, obwohl ich doch am liebsten direkt vor meinem Ziel parke. Sie wissen nicht, auf was für ein Abenteuer Sie sich einlassen, wenn Sie in einen unbekannten Ort einfahren. Sie können froh sein, wenn Sie noch unbeschadet wieder hinaus finden –an Parken ist überhaupt nicht zu denken- und sich nicht plötzlich die Straße derart verengt, dass man ohne Wendemöglichkeit in der Klemme sitzt.

Umso mehr sind die Bewohner zu bewundern, die allerdings in genauer Kenntnis der Ortsverhältnisse oft in erstaunlichen Lagen parken, wobei sie aber auch offenbar gezwungen sind, sich das Fahrzeug nach seinen Abmessungen auszusuchen. Aber gerade im heißen Süden sind die Straßen bzw. besser gesagt Gassen um die Sonne herauszuhalten auch oft so eng, von Stufen ganz zu schweigen, dass erst überhaupt kein Fahrzeug passieren kann.

Leider, das muss zum Thema Parken auch gesagt werden, kann man auch unangenehm überrascht werden, wenn man zu seinem Fahrzeug zurückkehrt: Ich habe sowohl in Paris wie auf flachem Lande schon mehrfach meinen Wagen aufgebrochen vorgefunden, am spektakulärsten einmal dadurch, dass man einfach die Frontscheibe aus der Gummierung gehoben und Tür und Motorhaube geöffnet hatte, letztere um die Batterie zu klauen. Lassen Sie also –wie auch immer auf Schildern hingewiesen- nie etwas und nicht das Geringste im Auto zurück, was jemand zu einem Einbruch verleiten könnte. Als ich auch einmal in Les Baux auf übervollem Parkplatz meine Kamera im Auto vergessen hatte, und in Panik zurücklief, fand ich sie dann doch noch unbeachtet und wohlbehalten vor. Aber dennoch: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!  

Und noch eine Warnung: Halten Sie sich an die Verkehrsregeln, insbesondere Geschwindigkeits-beschränkungen, denn die Bußgelder sind sehr hoch und werden EU-weit eingetrieben!

Auch bin ich zweimal in eine Alkoholkontrolle geraten, einmal nüchtern mittags um 12 Uhr, ein anderes Mal nach einem Abendessen mit zugehörigem Wein, wurde aber durchgewunken, da die Polizei mit zwei anderen Wagen ausgelastet war, die vor mir rechts ranfahren mussten...

 

 

Radfahrer und das Leben auf der Straße  

Fahren Sie nie in unbekannte kleine Orte
Fahren Sie nie in unbekannte kleine Orte

Wieder auf der Straße hat man es noch mit einer speziellen Art von Verkehrsteilnehmern zu tun, den Radfahrern. In der Tat haben die Franzosen jetzt auch das Rad für den städtischen Verkehr entdeckt und legen, so auch in Paris, dafür eigene Radwege an. Dazu gibt es hier und in anderen Großstädten ein Leihsystem für Räder mit automatisierten Übergabestationen an strategisch wichtigen Punkten. Im Übrigen sei es jedem Paristouristen empfohlen, sich etwa bei Les Halles ein Rad zu mieten, um damit die Stadt zu erkunden, insbesondere Sonntags, wenn ohnehin weniger Verkehr ist und die Seineuferstraße für Kraftfahrzeuge sogar gesperrt ist.

 Auf dem Land verfällt man schon mal dort, wo es keinen eigenen Radweg gibt, auf die grandiose Idee, Schilder mit der Inschrift “Partageons la route“, teilen wir uns die Straße, aufzustellen. Wer hätte das sonst gedacht? 

Mit dem Fahrrad in Paris
Mit dem Fahrrad in Paris

Ich meine aber nicht diesen Fahrradverkehr, sondern den Fahrradsport. Frankreich ist nicht umsonst das Land der Tour de France, diese ist aber nur die Spitze eines Eisberges, der das ganze Land umfasst und in dem sich jeder, so hat man fast den Eindruck, in profimäßiger Ausstattung den Sattel schwingt und drauflos trampelt was das Zeug hält. Besonders am Wochenende und auf Bergstrecken trifft man immer wieder auf Einzelfahrer oder ganze Pulks und umso bunter und grellfarbener der Dress, umso älter ist meist der Fahrer.  

 

Auf dem Galibier bin ich einmal zufällig mit dem Auto in ein Rennen mit aberhunderten von Teilnehmern geraten und musste mangels Überholmöglichkeit, ich war einfach zwischen den Rädern eingekeilt, in deren Tempo notgedrungen mitfahren, wobei ich noch froh sein musste, dies überhaupt zu können. Meine jugendlichen Töchter waren dabei und hatten ihren Spaß, die Fahrer aus offenem Fenster anzufeuern, die daran wiederum ihrerseits ihren Spaß hatten. Zur Passhöhe hin schrumpfte zwar das Teilnehmerfeld Amerklich, aber die es geschafft hatten, haben mich dann noch bergab in den Serpentinen überholt. 

Je bunter der Dress...
Je bunter der Dress...

Bei so viel Sport nimmt es dann auch nicht Wunder, das jede zweite Dorfkneipe, wenn nicht „Café des amis“, eben “Café des sports“ heißt. Hier stehen dann davor Tische und Stühle auf der Straße, sei es auch zum Schutz vor der Witterung nochmals unter einem Glasvorbau, selbstverständlich mit auffaltbaren Glaswänden, und zeigen, dass sich ganz einfach das Leben auf der Straße abspielt. Oft sitzen so auch abends die Leute einfach nur auf dem Stuhl vor ihrem Haus, um am Leben auf der Straße teilzuhaben. Der -abends angestrahlte- Bouleplatz trägt seinerseits ausdrucksvoll dazu bei.

 

Dazu kommen Feste auf Straßen oder Plätzen mit Restauration, Discotheken oder Bühnenshows, die im eigenen LKW-Konvoi von Ort zu Ort fahren, Tanzveranstaltungen (14. Juli!), Feuerwerk, Zirkusse oder, wie etwa in Les Saintes Maries, ein Stiertreiben durch die Straßen. 

Hier ist es das Café de France
Hier ist es das Café de France

In Paris hat man in den letzten Jahren im Sommer durch Sandaufschüttung ein Seineufer zum Strand umgestaltet! Vive la vie sur la route! Vergessen wir dabei aber auch die „Clochards“ nicht, wobei der idyllisch klingende Name nicht darüber hinwegtäuschen sollte, wie hart das Leben als Obdachloser ist.

 

 Überall gibt es auch die selbstverständliche wöchentliche bis tägliche Nutzung von Straßen und Plätzen durch Märkte. Gerade auf dem Land sind sie sind ein Höhepunkt, der seine besondere verkehrstechnische Würze dadurch erhält, dass just die Straßenflächen, die ansonsten zum Parken genutzt werden, eben für den Markt gesperrt sind, während sich der durch den Markt weitaus erhöhte Autoverkehr anderweitig einen Parkplatz suchen muss... 

Festäng auf der Straße
Festäng auf der Straße

Und auf dem Markt, da ist was los! Hier gibt es einfach alles zu kaufen. Natürlich jegliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Würste, Käse, Eier, Gebäck, Gewürze aber auch Schuhe, Kleider, Wäsche, Teppiche, Matratzen, Kleinmöbel, Kleintiere, Haushaltswaren, Porzellan, Töpfe, Bilder, CD’s und was sich sonst noch so verkaufen lässt. Als Verkäufer sind da zunächst die Profis, die in speziellen Wagen unterwegs sind, die eigentlich weniger Fahrzeug, als ein ausgeklügeltes System von aufklappbaren und ausziehbaren Wänden, Dächern und Fächern sind, die den Wagen in eine riesige Warenauslage verwandeln, so dass außer dem Fahrerhaus und Rädern auch keine noch so entfernte Ähnlichkeit mehr mit einem Fahrzeug besteht. Mit diesen Wunderwerken sind sie dann jeden Tag auf einem anderen Markt in der Region unterwegs.  

 

Einmal habe ich auf einem Markt in Elne eine Uhr gekauft, nicht ohne einen kleinen Plausch, bei dem herauskam, dass ich aus Aachen, Aix-la Chapelle, komme, was bei dem Händler unter dem Ausruf :“Ah, Charles le Magne!“ Bewunderung auslöste und er erzählte, dass er sich für eben Geschichte interessiere. Am anderen Tag gab die Uhr aber bereits ihren Geist auf. Zufällig traf ich den Händler ein paar Tage später auf dem Markt in Collioure wieder, wo er mir anstandslos das Geld wieder zurück gab. Vive Charles le Magne!

  

Verwandlung vom Lastwagen zur Metzgerei
Verwandlung vom Lastwagen zur Metzgerei

Daneben gibt es dann noch die privaten Verkäufer, die vielleicht nur ein paar Eier, Honig oder Ziegenkäse aus eigener Produktion verkaufen. Auf Gürtel und Sonnenbrillen haben sich besonders afrikanische Händler mit irgendeinem Schrottauto im Hintergrund spezialisiert.

Derartige Märkte finden sich aber nicht nur auf dem Land, sondern etwa auch in Paris wie Sonntagsmorgens in der Rue Mouffetard, wo man sich inmitten der Hauptstadt in tiefster Provinz wähnt. Daneben gibt es noch die Miniversion, etwa eines Bäckers, der Dörfer mit seinem R4 abklappert, dort laut hupend die Leute zusammen ruft, die sich dann zu Einkauf und nachbarlichem Plausch zusammenfinden oder Stände am Straßenrand, wo insbesondere Jahreszeitlich aktuell Obst oder Gemüse verkauft werden.

Wo sich das Leben auf der Straße abspielt, da zeigt sich natürlich auch des Volkes Meinung, da kann sich auch was zusammenbrodeln, um zur Bastille oder wie 68 zum „Boul’ Mich“ zu stürmen oder um Autos an zu zünden. Volksmeinung und Politik spielen sich in Frankreich gerade auch auf der Straße ab.

Begründete Napoleon seine Karriere in Paris 1795 damit, dass er die aufständige Bevölkerung niederschießen ließ, war die Anlage der großen Boulevards von Haussmann neben Prachtentfaltung und Verkehrsbewältigung auch durch das strategische Ziel begründet, das mittelalterliche Gassengewirr auf zu brechen um Militär besser aufmarschieren zu lassen.

Zur Verherrlichung des Vaterlandes geschieht das auch heutzutage noch jährlich durch die große Truppenparade am 14.Juli auf den Champs Elysées, wo auch die letzte Etappe der Tour de France endet, wobei wir wieder bei den Radfahrern, jedoch noch nicht am Ende der vielfältigen Nutzung der französischen Straßen sind.  

 

 

Der Wahre Sinn der französischen Straßen

 

Ja, Frankreich ist ein weites und herrliches Land mit den verschiedensten und tollsten Landschaften und Sehenswürdigkeiten. Der Franzose, und nicht nur der, liebt sein Land und so ist es nur zu natürlich, kreuz und quer darin herumzufahren und es zu bereisen. Der eigentliche und tiefere, verborgene Sinn des französischen Straßennetzes ist also wohl der Tourismus.

 So gibt es auch nicht nur eine Straße von hier nach dort, nein daneben sind, mit all’ den Tücken wie eingangs beschrieben, alternative Wege ausgeschildert, wie „par route touristique, par la côte, par la crête, par la vallée de x, par la gorge de y“ und was deren mehr. Dazu wird für den Lastverkehr noch gern eigens eine Strecke ausgeschildert und so kann man Frankreich „en voiture“ voll genießen. 

Hier gibt's nur Trauben
Hier gibt's nur Trauben
Markt und Musik in der Rue Mouffetard
Markt und Musik in der Rue Mouffetard

Hier hat mich immer wieder die „Côte“ zwischen Nizza und Menton beeindruckt, wo geradezu dramatisch auf wenigen Metern nebeneinander sowie auch in der Höhe des Steilhanges übereinander neben Autobahn, Eisenbahn und lokalen Erschließungsstraßen drei parallele Hauptstraßen, die "corniches" (supérieure, moyenne und inférieure) verlaufen,, die jeweils andere spektakuläre Ausblicke gewähren und andere Punkte erschließen.

 

Nun, Napoleon hat in Erkenntnis der geometrischen Tatsache, dass die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten die Gerade ist, seine schnurgeraden Militärstraßen, eben auch ein Zweck des Straßenbaus, anlegen lassen aber Geometrie spielt sich auf einem glatten Stück Papier ab und nicht in bewegter Topografie. Hier sind die geraden Straßen ein Fremdkörper und langweilig und nichts für Franzosen, die nun gerade mal nicht auf kürzestem Weg zur Front wollen. 

Les corniches *
Les corniches *

Nein, da ist der Col de la Bonette schon etwas anderes, der sich rühmt, die höchste Straße Europas zu sein. Ist er aber nicht, die Passhöhe liegt dafür mit 2.750 m leider einige Meter zu niedrig. Also hat man um einen Bergkegel neben der Passhöhe noch eine eigentlich unnötige schlaufenförmige Straße, die wieder zum Ausgangspunkt zurückführt, angelegt, die aber um ein paar Meter auf 2.802 m ansteigt, die die Straße dann doch zur höchsten asphaltierten Europas machen. Das ist doch ein ganz anderer Sinn für eine Straße als Napoleon ihn verfolgte! (So hat er dann auch zur Verschleierung seiner Rückkehr aus Elba die touristische ansprechende „Route Napoléon“ gewählt.)

 

Apropos Pass. Darauf sind Franzosen wohl besonders scharf und betiteln jeden kleinen Hügel, der etwas höher als die gemeinen Bodenschwellen ist, gerne als „col“ mit exakter Höhenangabe. Ohne diesen Hinweis würde man tatsächlich oft nicht merken, dass man so gerade wieder eine „Passhöhe“ überwunden hat. 

Col de la Bonette
Col de la Bonette

Nun sind Straßen nur ein Teil der touristischen Infrastruktur, dazu gehören gerade für einen Franzosen zum anderen auch Restaurants und Hotels und die sind nun auch normalerweise reichlich und vielfältig vorhanden. Allerdings kann es durchaus in der Weite des Landes auch mal passieren, dass man gerade, obwohl gewünscht, nun kein Restaurant oder Hotel antrifft und unter Umständen sogar noch ein ganz schönes Stück fahren muss, dafür kann man aber genauso oft auch unvermittelt mitten auf freier Strecke oder an einer Kreuzung auf ein wunderbares Restaurant oder Hotel treffen.

Gewöhnlich passiert das den ganzen Tag über, immer wieder kommt man so an Hotels vorbei, von denen man denkt, das wäre etwas Schönes für heute Abend, aber es ist noch zu früh, um Quartier zu machen und wenn es dann allmählich doch an der Zeit ist, findet man plötzlich doch nichts Richtiges mehr. C’est (aussi) la vie!

Also rechtzeitig anhalten, so gewinnt man auch noch Zeit, sich am Ort umzuschauen und in aller Ruhe einen Aperitif zu trinken. Dazu, man ist ja im Land der Bücher, gibt es natürlich jede Menge Reiseführer, um zu wissen, wo es was gibt und einem die Qual der Wahl zu erleichtern. Mit an erster Stelle steht der „Michelin“, der hier zum Inbegriff französischer Gastronomie und „haute cuisine“ geworden ist, so dass man darüber ganz vergisst, dass die Firma doch eigentlich Autoreifen produziert. Aber für einen Franzosen wäre das ein zu schnöder Zweck, wozu braucht man denn letztendlich die Reifen wie die Straßen? Nun, zum Verreisen! Und so gibt es dann von Michelin noch obendrein zum Guide die herrlichen Straßenkarten mit weißen, gelben und roten Straßen... 

2008

Ein nettes Hotelmit Parkplatz vor der Tür
Ein nettes Hotelmit Parkplatz vor der Tür

* Auszüge aus Michelin Karten